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Friday, 6 July 2012

Day 5



Die Aufregung der ersten Tage ist vorbei und langsam lebe ich mich hier ein. Gemütlich mach ich es mir allerdings noch nicht. Bei schlechtem Wetter, ist es, auf 1800 m.ü.d.M, doch noch eher kühl und die Arbeitstage sind meist sehr lange (Die Bedeutung des Feierabends hat es anscheinend, vom Südtirol, nicht über den Ofenpass zu den Graubündner-Bauern geschafft!). Außerdem leistet mir ein schöner Muskelkater täglich Gesellschaft und meine Hände bleiben abends, trotz heftigem einseifen und schrubben, irgendwie immernoch dreckig. Mindestens ist meine Bauernbräune, nach einem Tag Heu sammeln, schon perfekt und hebt die weißen Ränder der Kleidung schmeicheld hervor.

Nun möchte ich euch heute aber, ein wenig über den Hof und über die Familie erzählen. Der Betrieb wurde vom Großvater aufgebaut (der natürlich immer noch kontrollieren kommt, ob man die Arbeit richtig macht und der zu seiner großen Freude, in mir, eine interessierte Zuhörerin für seine Geschichten gefunden hat!). Früher hielt man hier Milchkühe, doch seit Tomas den Hof übernommen hat und der Milchpreis so entsätzlich gefallen ist, hat man umgestellt auf Mutterkuh-Haltung. Somit zählt der Hof heute einen Stier, rund 30 Mutterkühe, 10 Aufzuchtrinder, und nochmals ca. 30 Kälber. Zu meinem Glück, sind die alle im Moment entweder auf der Weide, oder weiter oben auf der Alm (kein Ausmisten!). Dort wacht Manuel, der Hirte aus dem Vinschagau, über sie und über andere 150 Kühe und 6 Pferde!
Ansonsten leben auf dem Hof, außer der Familie (Tomas, Maria und deren 4 Söhne), 200 Hühner, 2 dreckige Katzen (ja, diese Katzen mag ich nicht!) und haufenweiße Traktoren, Heulader und andere Geräte, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Tomas ist ein sehr liebenswerter Mann. Er liebt seine Kühe und ist stets guter Laune. Eigentlich ist -Bauer sein- seine Nebenbeschäftigung, denn er ist außerdem noch Gemeindepräsident, Vorstandsmitglied des Bauernbunds, des Maschinenrings und des Verbandes zum Schutz der Rätoromanischen Sprache, Präsident des Wasserkraftwerkes etc. Seine Frau Maria kümmert sich um die Bürokratie von Haus und Hof, die Hennen, das Essen (meist weiße Nudeln und Wurst =( ) und weniger um den Haushalt.
Der älteste Sohn ist gerade beim Militärdienst (ja, in der Schweiz ist das noch Pflicht!!) und der Zweitälteste macht eine Mauerlehre. Am meisten tut mir Florian, der Jüngste, leid. Ist es möglich, dass ein 14 jähriger, in seinen Sommerferien, von 7.00 Uhr morgens bis 9.00 Uhr abends auf dem Hof arbeitet? Er findet immer noch was zu tun (auch wenn es manchmal ein wenig sinnlos ist); montiert 100 mal irgendwelche Schaufeln und Stapler auf den Traktor und fährt den ganzen Tag hin und her damit. Ich finde einfach, er bräuchte, neben dem Bauernhof, ein Hobby.
Florian sagt, er mache das gerne und das finde ich toll...Kann aber, Gülle verteilen (Gülle = flüssiggehaltene Kuhscheiße), wirklich Freude bereiten? Denn selbst das macht er gerne und kann nach dem Mittagessen, diese tolle Arbeit gar nicht abwarten. (Bei Gülle-Angelegenheiten kommt bei mir eindeutig die Stadlerin zum Vorschein: Übergeben möchte ich mich. Irgendwann ist bei mir einfach Schluss!). André ist zur Zeit noch in einer Landwirtschaftlichen Schule in Landquart und kommt nur an den Wochenenden heim.


Heute war dann, zum Glück, mal früher Schluss und morgen gehen wir hoffentlich wieder zu Manuel und den Kühen auf die Alm, denn da gefällt es mir eindeutig am Bestem!!

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